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Rekord, Rekord, Rekord!, Auktionen 2013-1703

Published in radical-classics.com

Auktionen in Pebble Beach

Noch nicht erstellt
Dass ein Ferrari 275 GTB/4 Spyder NART auf der RM Auction in Monterey 27,5 Millionen Dollar erzielte, davon haben wir schon berichtet. Doch es gab noch weitere Resultate, die klar anzeigen, dass der Markt auf dem besten Weg ist, wieder zu überhitzen.

Dass 26 Fahrzeuge von den 120 Angeboten von RM Auctions auf der diesjährigen Versteigerung im Umfeld von Pebble Beach für mehr als eine Million Dollar zugeschlagen wurden, das ist schon ein guter Hinweis. Auch die insgesamt über 125 Millionen Umsatz, die RM Auctions an diesem Wochenende machte, ein weiterer. Und dann, eben: 27,5 Millionen Dollar für einen Ferrari 275 GTB/4 Spyder NART, kompletter Wahnsinn. Die komplette Rangliste der Millionäre:

1. 1967 Ferrari 275 GTB/4 N.A.R.T Spider - $27,500,000
2. 1953 Ferrari 375 MM Spider – $9,075,000
3. 1928 Mercedes-Benz 680S Torpedo Roadster - $8,250,000
4. 1939 Mercedes-Benz 540K Special Roadster  - $7,480,000
5. 1955 Ferrari 750 Monza Spider - $4,070,000
6. 1955 Jaguar D-Type – $3,905,000
7. 1974 McLaren M16C Indianapolis - $3,520,000
8. 1954 Ferrari 500 Mondial Spider Series I - $3,520,000
9. 1950 Ferrari 166 MM Barchetta – $3,080,000
10. 1961 Ferrari 400 Superamerica SWB Coupe Aerodinamico – $2,750,000
11. 1953 Maserati A6G/2000 Spyder - $2,530,000
12. 1935 Hispano-Suiza K6 Cabriolet -$2,255,000
13. 1960 Aston Martin DB4GT - $2,200,000
14. 1960 Maserati Tipo 61 ‘Birdcage’ - $2,090,000
15. 1958 Lister-Jaguar ‘Knobbly’ Prototype – $1,980,000
16. 1995 Ferrari F50 - $1,677,500
17. 1971 Ferrari 365 GTB/4 Daytona Spyder - $1,650,000
18. 1955 Mercedes-Benz 300SL Gullwing – $1,485,000
19. 1957 Mercedes-Benz 300SL Roadster – $1,430,000
20. 1964 Ferrari 250 GT/L Lusso Belinetta  – $1,386,000
McLaren F1 ©Gooding

Wenn der McLaren mehr bringt...

Bugatti 57C Atalante ©Gooding

als der Bugatti, dann läuft etwas falsch.

21. 1996 Ferrari 333 SP Evoluzione - $1,375,000
22. 1960 Ferrari 250 GT Cabriolet Series II – $1,292,500
23. 1955 Mercedes-Benz 300SL Gullwing - $1,265,000
24. 1990 Ferrari F40 - $1,155,000
25. 1961 Ferrari 250 GT Cabriolet Series II - $1,100,000
26. 1911 Rolls-Royce 40/50 HP Silver Ghost Roadster - $1,017,500

Da sieht man auch gleich schon einige Fahrzeuge, deren Preise in den vergangenen Monaten in den Himmel geschossen sind, etwa die Mercedes 300 SL «Flügeltürer»: Noch im vergangenen Jahr erhielt man gute Exemplare für weniger als die Hälfte. Auch der Ferrari 250GT «Lusso» - es ist noch nicht lange her, da wurde dieser Italiener für 250'000 Dollar gehandelt.
Auktion

Wenn der McLaren mehr bringt...

Alfa 6C 2500 Competizione

als der Bugatti, dann läuft etwas falsch.

Ferrari
Toyota
Lamborghini
Ein F40 für 1,15 Millionen? Unglaublich. Ein Aston Martin DB4GT, dazu ein nicht besonders schönes Exemplar für 2,2 Millionen? Sorry, das ist zu viel. Es gibt noch weitere Beispiele, die es hier nicht auf die Liste geschafft haben, die mehr als nur fragwürdig sind, ein Fiat 600 Jolly für unglaubliche 85'250 Dollar - hey, das ist einfach ein Fiat 600 ohne Dach. Ein 69er Alfa 1750 Spider Veloce für 121'000 Dollar - was soll das? Solche Autos gibt es wie Sand am Meer, das Ding wurde mit einer 1 vorne überbezahlt. Da erscheinen die 935'000 Dollar für einen Toyota 2000GT, der einiges seltener ist, schon fast vernünftig, obwohl auch dieser Preis ein Vielfaches davon bedeutet, was bisher für ein solches Fahrzeug bezahlt wurde.

Es war ja aber nicht nur bei RM Auctions wild an diesem Pebble-Beach-Weekend. Über 300 Millionen Dollar wurden insgesamt umgesetzt - unter anderem wurden bei Gooding & Company auch noch 8,47 Millionen bezahlt für einen McLaren F1. Tolles Auto, aber warum so viel Geld? Und im Vergleich zum Bugatti Typ 57SC Atalante von 1937 halt schon fast eine Brot-und-Butter-Plastikkiste; der Bugatti kam auf 8,745 Mio Dollar. Und unser Liebling, ein Alfa 6C 2500 Competizione, schaffte es gar «nur» auf 4,84 Millionen. Unglaublich auch, was bei Gooding in Sachen Porsche abging, 1,595 Millionen für einen 904 GTS, fantastische 1,485 Millionen für einen 356 1500 GS Carrera Sppedster (als Coupé erzielte das Ding ebenfalls noch 715'000 Dollar), und ein Carrera RS 2.7 von 1973 schaffte ebenfalls einen Weltrekord, nämlich 473'000 Dollar. Bei anderen Marken geht die Post nicht so ab, ganz besonders Maserati scheint nicht auf Touren zu kommen.

Eine Erklärung zu finden, weshalb die Preise derart nach oben geschossen sind in den vergangenen 12 Monaten, die ist schwierig. Zwar lässt sich an der Börse derzeit nicht viel Geld verdienen, doch da gab es schon schwierigere Zeiten.
Auktion

Wenn der McLaren mehr bringt...

Einverstanden, das Geld ist derzeit billig, ganz besonders in den USA (wo der Boom hauptsächlich stattfindet, in Europa sind die Preise momentan noch einiges vernünftiger), doch das kann auch keine Erklärung sein, denn das gilt ja nur institutionelle Anleger. Und diese bieten an Oldtimer-Auktionen kaum mit, obwohl in den vergangenen Monaten die Anzahl an Fonds, die auf alte Automobile setzen, schlagartig zugenommen hat. Ausserdem ist es so, dass sich auch die bekannten Museen an diesem Preistreiben nicht beteiligen können, das übersteigt die Budgets bei weitem; andererseits kommen immer mehr berühmte Museum-Autos unter den Hammer, sie lassen sich jetzt bestens zu Cash machen.

Es kann also nur ein Stichwort geben: Spekulation. Wie schon Ende der 80er Jahre treiben einige potente Händler (sowie wohl auch die Auktionshäuser selber...) die Preise nach oben. In der Hoffnung, einen schnellen Gewinn machen zu können. Wir haben einige Ferrari gesehen, die in den vergangenen zwei Jahren schon drei Mal im Angebot standen - und dem Verkäufer jedes Mal einen satten Gewinn bescherten. Wenn es die Auktionshäuser selber sind, die über Strohmänner als Käufer auftreten, dann werden die Margen noch fetter. Und die Preise noch mehr verzerrt. Bis der Markt dann implodiert...

Und diese Gefahr besteht tatsächlich. Den für 27,5 Millionen Dollar gekauften 275 GTB/4 wird der Käufer zu diesem Preis nie wieder losschlagen können. Will er ihn fahren? Wohl kaum. Es soll zwar auch jede Menge «Charity» in diesem völlig überrissenen Preis drin sein, trotzdem: RM Auctions hat der Branche mit diesem Weltrekord für ein Strassenfahrzeug keinen Dienst getan (den absoluten Weltrekord haben die Amerikaner ja verpasst, siehe: hier). Die Erwartungen der Einlieferer sind jetzt gewaltig, was man auch an den Schätzpreisen bei der Gooding-Auktion gesehen hat, und das könnte zu einem Bumerang werden. Es muss nur eine der kommenden Auktionen abstürzen, da werden  vielleicht, 2, 3 der Stars nicht verkauft, und schon ist der Hype vorbei.

Andererseits: es ist erstaunlich, wie sehr die Auktionshäuser selber den Markt derzeit auf Touren bringen. Bestens Beispiel ist RM Auctions, weit mehr als nur ein Auktionshaus, sondern auch stark involviert in Sachen Restaurationen. Wie es die Amerikaner geschafft haben, in den vergangenen Monaten gewisse Marken zu portieren, das ist ein Wunderwerk des Marketings. Als Beispiel sei Cord genannt, ein amerikanischer Hersteller, der zwar in den 20er und 30er Jahren wunderbare Autos baute, die aber auf Auktionen nie der grosse Renner waren, so um eine Viertelmillion Dollar herumdümpelten. Durch ganz gezielte Promotion, Video, Fernsehen etc. hat es RM Auctions geschafft, das Interesse - und damit die Preise - zu vervielfachen, es purzelte ein Rekord nach dem anderen, die Besitzer und die Interessenten wurden aufgeschreckt. Unterdessen befinden sich die Cord auf einem Preis-Niveau, das in keinem Verhältnis mehr zur Bedeutung der Marke und ihrer Automobile steht. Doch auch das könnte eine nur kurzfristige Blase gewesen sein, der Markt scheint jetzt leer - und die Möglichkeit auf einen schnellen Gewinn ist dahin.

Unser Tip: die nächste Versteigerung der Oldtimer Galerie in Toffen, dort findet am 14. September eine «no limit»-Auktion statt, da sind die Preise noch vernünftig. Und die Autos auch.

Wie sehen Sie das? Schreiben Sie uns Ihre Meinung.


Original: radical

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