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Rarität, Test Subaru Levorg 2317

Published in radical-mag.com

Test Subaru Levorg

Noch nicht erstellt
Ja, sie sind zu Raritäten geworden. Autos, die einfach einen Zweck erfüllen. «Nur» etwas können, dass dafür aber richtig. Die nicht Cabrio, SUV und Kombi in Personalunion sein wollen, die nicht ein ganzes AKW im Heck brauchen, um all die Mikrowellen, Audioanlagen und Waschmaschinen mit Strom zu versorgen. Der Levorg von Subaru ist ein Kombi, wie er klassischer kaum sein könnte. Nicht mit erhöhter Sitzposition, nix mit 28 individuell einstellbaren Sitzen. Aber, mit schlauen Detaillösungen. Während mann in gewissen Audi-Modellen keinen einzigen USB-Anschluss findet, hat der Levorg gleich zwei allein im Fond, damit die Kids ihre Elektronik-Berge auch am Leben halten können. Und er hat, für heutige Verhältnisse, grosse Fenster. Da sieht man was von der Gegend und fühlt sich auf den Hügeln des Emmentals  nicht wie im Gotthard-Basistunnel. Nein, der Levorg kann nicht ohne den Fahrer in eine Lücke einparken. Und nein, wenn man den Wäschekorb ins Gepäckabteil legt ist sind die Jeans nicht frisch gewaschen wenn man am Ziel ankommt. Aber, mit dem Levorg kann man eines richtig gut: nämlich Autofahren.

170 PS generiert der Vierzylinder-Boxer unter der Lufthutzenhaube. Dazu 250 Nm an Drehmoment. Auch hier, nicht der Wahnsinn, andere Hersteller holen aus ihren 1600er-Motoren heute deutlich über 200 PS heraus. Wie lange das gut geht, wissen wir nicht. Aber wir gehen davon aus, dass der kleine Turbo-Boxer auch wegen der heute bescheidenen Maximalleistung so standfest sein wird wie fast alle Subaru-Motoren. Und, Hand aufs Herz, für die Schweiz reichen die 170 Esel locker. Obwohl das Fahrwerk viel mehr wegstecken würde. Es ist genügend Leistung da, immer. Klar, am Berg, wenn sich die Spitzkehre öffnet und die kurze Gerade zum Vorschein kommt, da hätte man vielleicht schon gerne ein paar Pferde mehr. Aber spätestens, wenn die Sonntagsfahrer auf ihrem Merinque-Ausflug die Strassen versperren ist dann auch wieder gut, dass der Boxer so seidig läuft, dass man sich keine Gedanken um den richtigen Gang machen muss und dass der Levorg so nett abrollt.


Ja, der Levorg kann auch sehr zügig, die vordere Aufhängung stammt nicht umsonst aus der US-Version der Impreza WRX. Aber, eigentlich will der Levorg vor allem ein freundlicher, guter Begleiter sein. Und diese Rolle spielt er richtig gut. Denn auch die Verarbeitung ist im Subaru mittlerweile richtig gut, Platz hats vorne wie hinten genug und auch die Bedienung ist - ja das gibts noch - einfach. Fürs Klima gibts drei Drehregler, der Rest ist über Schalter geregelt. Nur wer in die Tiefen des Infotainmentsystems abtauchen will, schmiert seine Fingerabdrücke auf den grossen Touchscreen. Klar hat auch Subaru mittlerweile einen Strauss an Fahrhilfen, doch wen kümmerts? Das Auto liegt satt auf der Strasse, mangelnde Traktion ist nie ein Thema, das CVT-Getriebe hält nur im Extremfall vor sich hin - wozu also der ganze Tant? Klar, die anderen haben es auch, also muss auch Subaru nachziehen.





Andere Hersteller verbauen Audioanlagen renomiertester Hersteller, Subaru baut einfach ein System ein das klingt. Nicht hochstehend, aber gut. Braucht man mehr? Die Audiophilen vielleicht, aber diese Zeitgenossen überlegen sich eher den Kauf einer DS als eines Subaru's.

Es hat also viel Licht beim Levorg, fast 1500 Liter Stauraum wenn man mal (nein, keine Milchkannen, die Zeiten sind vorbei) was transportieren muss. Aber, das Ganze hat auch eine Schattenseite. Richtig sparsam ist der Levorg, den es nur mit dem beschriebenen Motor und der Automatik gibt, nicht. Ein normaler Kombi, der im Testschnitt 8,4 Liter pro 100 Kilometer verbraucht, ist eigentlich nicht mehr ganz Zeitgemäss. Es ist einfach dieser Liter zu viel, den sich Subaru schon immer genehmigte. Wer aber damit Leben kann, dass er vielleicht öfters als andere an die Zapfsäule muss, der kann mit dem Levorg glücklich werden. Also nicht mit dem komischen Namen, aber mit dem Auto.

Wir hatten jedenfalls viel Freude mit dem Japaner. Und wir staunen auch, dass der wagen - obwohl er aus Japan kommt und der Importeur nicht von einem schwachen Euro profitieren kann - zu anständigen Preisen angeboten wird. Der Spass beginnt bei 27'900 Franken. In Voll-Trimm kostet er als Luxury S 37'700 Franken. Klingt nach viel. Aber, wenn man die Zeitersparnis einrechnet ist das gar nicht so viel. Denn im Luxury S ist einfach alles drin, dass die Japaner zu bieten haben, man spart sich also stundenlanges Studieren der Aufpreislisten. Und das darf einem doch auch etwas wert sein.

Mehr Subaru gibts im Archiv.