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Jaguar F Type Coupé R, radical14 (7) Jaguar F Type Coupe R 2030

Published in radical-mag.com

radical14 (7)

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Nein, ich mags nimmer hören. Jaguar, die Katze. Das Kätzchen. Die Raubkatze. Schluss damit. Aus zwei Gründen. Erstens, weil ich es einfach nicht mehr hören mag. Zweitens, weil man eine Katze, die so obszöne Geräusche von sich gibt wie das F-Type Coupé mit 560 PS, sofort zum Tierarzt bringen würde. Spritze, zack, Ruhe herrscht. Nein, ich mag auch nicht mehr gross auf der Soundkulisse des V8 herumhacken. Die ist einfach: zu laut. Zu künstlich. Das Sprotzen und das Nachverbrennen von teurem Bleifrei 98 - unnötig. Zehn Minuten lang lustig, dann irgendwann nicht störend, aber schon nach zwei oder drei Tagen schämst du dich einfach nur noch vor deinen Nachbarn. Also, Thema erledigt. Naja, nicht ganz, denn eigentlich klingt so ein V8 mit Kompressor ja sehr, sehr nett. Wer in seinem Gehörgang nur die Ansaug- und Motorgeräusche herausfiltert, dem gefällt, was er hört.

Auch wir haben zugehört, all den Unbeteiligten, welche das Coupé oder den F-Type an und für sich zum ersten Mal gesehen haben. Und alle, ja wirklich alle sagten: wunderschön. Dem stimmen wir natürlich zu, wer würde es auch wagen, der Mehrheit zu widersprechen. Aber eine kleine Einschränkung haben wir dann doch noch. Der Heckspoiler, der automatisch ab Tempo 120 ausfährt und so für mehr Anpressdruck an der Hinterachse (oder für weniger Auftrieb, für alle Aerodynamiker) sorgen soll. Der sieht beim Cabrio ja noch einigermassen okay aus. Aber beim Coupé - Gott, wie ist das schmale, dafür recht tiefe Teil hässlich. Wenn sich der Spoiler aus dem Heckabschluss klappt, sieht das Auto aus wie nach einem Baumarkt-Tuning. Fürchterlich. Immerhin verschwindet das Serviertablett am Heck einigermassen rasch wieder, wenn man unter 80 km/h fährt. Sperren kann man das Teil übrigens nicht. Also doch, kann man, aber nur im geöffneten Zustand. Auch eine Option, die man sich hätte sparen können. Dann wäre der Jag vielleicht auch etwas günstiger geworden. Wobei er so teuer gar nicht ist. Zumindest wenn man mal die PS-Zahl gegen den Preis hochrechnet.


134'500 Franken sind mindestens fällig, wenn man sich den Bomber leisten will. Gibt pro PS den Betrag von ziemlich genau 240 Franken. Beim McLaren zum Beispiel kostet das doch deutlich mehr, so 511 Franken pro PS. Das macht den Jaguar in unserem Vergleich zwar nicht zum ultimativen Schnäppchen (das bleibt mit 149 Franken der Subaru WRX STi, gefolgt von der Corvette C7 Stingray mit 177 Franken pro PS), aber doch irgendwie bezahlbar. Und sonst? Ja sonst ist der Jag einfach: zu schwer. Was man erst beim direkten Umsteigen aus anderen Sportwagen so richtig spürt. Gegenüber einem Porsche GT3 ist der Jaguar mit einem Leergewicht von 1887 kg fast eine halbe Tonne schwerer. Und das: wiegt schwer. Klar, für den abendlichen Sprint durchs Hinterland reichen Agilität, Beschleunigung und Bremsvermögen aus. Aber wers ernst meint und auch mal einen Trackday besucht, für den gibt es geeignetere Automobile.





Innen ist der Jaguar durchaus fein gemacht, das Bediensystem ist ordentlich und auch die Sitze bieten guten Seitenhalt. Aber eben, so ein richtiger Sportler ist der Zweisitzer nicht, eher ein Gran Turismo. Für die Langstrecke allerdings fehlt ein wenig der Federungskomfort. Nein, die Federung ist nicht hart wie Kruppstahl, aber mit den mächtigen Walzen kommt insbesondere der Langsamfahrkomfort etwas gar kurz. Und mit den fetten Rädern läuft der Wagen auch jeder Spurrinne hinterher. Findige Verkäufer können ja einfach behaupten, es handle sich hierbei um einem mechanischen Spurhalteassistenten...

Aber bei #radical14 gehts ja vor allem um Emotionen und nicht um Franken pro PS. Und da spielt der F-Type halt schon ganz vorne mit. Die Form ist mit den kleinen, erwähnten Abstrichen einfach: genial. Jedenfalls viel gelungener als die des Mercedes-AMG GT. Man kann sich der Blicke sicher sein, wenn man mit Jag durch die Gegend cruist, ohne den Rush auszulösen, den ein Ferrari verursacht. Und irgendwie kommt bei den Betrachtern auch deutlich weniger Neid auf, wenn sie den Jaguar sehen als wenn der McLaren oder der Ferrari auftaucht. Das F-Type Coupé ist das perfekte Auto für den Gentlemen-Driver, für einen, der auch sonst schöne Dinge schätzt. Als Sportwagen taugt der Brite nur bedingt, aber für den Ritt in den Sonnenuntergang ist er halt schon ein tolles Gerät. Und offenbar ist das Fünfliter-Triebwerk ziemlich problemlos. Es wird in zahlreichen Modellen von Jaguar und LandRover verbaut, ohne dass uns bisher grössere Probleme zu Ohren gekommen wären.

Was andere über #radical14 und die entsprechenden Autos denken, kann man über die folgende Linkliste verfolgen:

Asphaltfrage
Chromjuwelen
Mein Auto Blog
Motorkultur
Passiondriving

Mehr zu #radical14 gibts hier!



Text: Cha, Fotos: Patrick Corminboeuf, Walter Pfäffli

Original: radical

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