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War das so schwer?, Test Audi S1 2003

Published in radical-mag.com

Test Audi S1

Noch nicht erstellt
Audi hat es tatsächlich geschafft. Geschafft, uns ein Auto vor die Türe zu stellen, dass uns richtig Spass macht. Und es ist auffallend, dass es bereits das zweite Audi-Modell ist, welches der Kompaktklasse zuzuordnen ist - der S1 Sportback. Und, nur damit wir das auch erwähnt haben: der kleine Flitzer hat mit seinem Urahn, dem S1 Sport Quattro nix, aber auch gar nix zu tun. Tolle Bilder vom Gruppe-B-Monster gibts dafür im Video. Zurück zum kleinen, viertürigen Flitzer. Der hat 231 PS unter der Haube, ein manuelles Sechsganggetriebe und Allradantrieb. Diese Eckdaten sind zwar fein, aber normalerweise brechen wir anhand solcher Zahlen nicht gerade zusammen. Tun wir auch beim S1 nicht, aber - so viel sei verraten - der Kleine hat schon was. Das liegt einerseits an den kompakten Abmessungen, dem daraus resultierenden kurzen Radstand und der Leistungsentfaltung des Zweiliter-Triebwerks. Wobei, kurzer Radstand ist natürlich relativ. Beim aktuellen S1 sind die Achsen 247 cm voneinander entfernt, beim Urmodell waren es nur 222,5 cm. Dabei war die Karosserie des Ur-S1 mit 424 cm satte 27 cm länger als beim neuen S1. Man kann sich kaum vorstellen, was für ein wild schlingerndes Tier der alte S1 war. Doch zurück zum S1 Sportback, den es derzeit nicht einmal gegen Aufpreis mit einem Doppelkupplungsgtetriebe gibt. Das Auto ist optisch längst nicht so «böse», wie er im Fahrbetrieb ist. Klar, grosse Räder, fette Bremsen, Rennsport-Zierrat hier und da. Aber, er ist politisch korrekt, ein Audi halt. Dieses Gefühl schwindet aber, sobald man mit ihm fährt. Bereits auf den ersten Metern wird klar, das Ding will getreten werden. Die Federung ist richtig hart, kleine Querfugen lassen den Vorderwagen fast schon hüpfen. Und, man fühlt sich richtig gut ins Auto integriert. Feine Sitze aber etwas zu rutschiges Leder sorgen dafür, dass man sich an Bord des Audi schon ein ganz wenig wie Walter Roehrl fühlt. Dazu kommt die spontane Gasannahme des Zweiliter-Turbobenziners und das - für Audi-Verhältnisse - geringe Gewicht.


Klar, 1415 Kilogramm sind nicht wirklich wenig (der Dreitürer wiegt 25 Kilo weniger, das machts auch nicht wirklich besser) - aber man merkt es dem Auto irgendwie nicht an. Denn der kleine Audi ist ein kleiner Fiesling, wenn man alle elektronische Helferlein (davon gibts mehr als genug) in den vorzeitigen Ruhestand schickt. Kurz Anbremsen, satt Einlenken und mit durchgedrücktem Gaspedal aus der Kurve trieben, das kann der S1 ganz ganz wunderbar. Die Kraftverteilung zwischen den Achsen ist vorhersehbar, das macht es einfach den S1 auf Kurs zu halten. Aber, das Heck wird beim Anbremsen schon ganz schön leicht - man muss wissen was man am Lenkrad macht. Hat man es im Griff geniesst man das leicht tänzelnde Heck, spielt mit ihm um den bestmöglichen Kurvenradius zu bekommen, drückt aufs Gas und wird wie von einem Gummiband aus der Kehre gezogen - wunderbar. Ja, wir loben das Fahrverhalten des S1 Sportback in allen Zügen, ein Audi der richtig Fahrspass vermittelt - es geht also doch. Klar bezahlt man für so viel Agilität zum Beispiel mit einem eher mässigen Fahrkomfort aber das ist: egal!




Natürlich wollen wir trotz aller Begeisterung den Nutzwert nicht aussen vor lassen. Da kann der Audi auch punkten, zumindest bei den Plätzen vorne. Hinten kann mann auch sehr bequem Sitzen, allerdings nur wenn man Nina Burri heisst. Auch ein Kofferraum ist vorhanden - der fasst aber mit 210 Liter auch nicht viel mehr als der eines Porsche 911 (140 Liter).

Nach so viel Lob gibts natürlich auch Kritik. Weniger am Auto selbst als an der Preisgestaltung. Unser Testwagen, ein Fünftürer, kostet mindestens 40'850 Franken. Das ist nun nicht wirklich billig, aber in Anbetracht der Konkurrenz von Mini und Co. auch nicht wirklich teuer. Unser Testwagen war mit ein paar Optionen wie einer Bose-Soundanlage oder einem Navigationssystem ausgestattet. Der Fahrzeugpreis stieg so auf 51'400 Franken. Dass man für so viel Geld den Navi-Bildschirm noch von Hand aufklappen muss oder es nicht einmal eine Rückfahrkamera gibt - wir können nur den Kopf schütteln. Trotzdem hatten wir viel Spass mit dem Auto - endlich wieder einmal ein echtes Spassgerät aus Ingolstadt. Ob wir einem Kaufen würden? Eher nicht, er ist uns schlicht zu teuer. Wenn schon hermdsärmlig, dann so etwas wie einen Subaru WRX STI. Der hat gar kein Navi, dafür 300 PS und kostet fast zehn grosse Scheine weniger. Wem das Geld aber einigermassen egal ist und mit einem Audi viel Spass haben, aus dem Stand in 5,9 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen  und auf der Autobahn in Deutschland mit einem Kleinwagen 250 fahren will - dem sei der S1 Sportback empfohlen!

Mehr Audi gibts im Archiv.



Text: Cha, Fotos: Werk.

Original: radical

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