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Stachel gezogen?, Fahrbericht Citroën C4 Cactus 1978

Published in radical-mag.com

Fahrbericht Citroën
C4 Cactus

Noch nicht erstellt
Über Design, Anspruch, Zielgruppe und so weiter zu sinnieren, ist mir nicht gegeben. Das kann Peter Ruch viel besser, er durfte sich den C4 Cactus von Citroen auch ausgiebig ansehen. Ich bin ihn aber nun gefahren und muss bekennen: Revolution ja, aber…

Denn eigentlich ist am Citroën nichts, aber absolut nichts neu. Viel mehr ist es ein Besinnen auf alte Werte, einfach zu bedienende Autos mit wenig Gewicht und kleinen Motoren - das gabs alles schon mal. Damals eher aus der Not geboren, heute zumindest aus ökologischer Sicht sehr erstrebenswert. Wir haben uns den stärksten C4 Cactus geschnappt, schliesslich verpflichtet unser Ruf. Also, 110 PS aus einem Dreizylinder-Benziner mit Turbolader. Der 1200er-Motor generiert 205 Nm ab 1500 Umdrehungen und ist an ein manuelles Fünfganggetriebe gekoppelt. Ja, nur fünf Gänge. Nicht sieben oder neun, einfach nur fünf Stufen: und das reicht.

Das reicht auch, weil das Gewicht des knapp über vier Meter lange Franzose (416x173x153 cm) sehr gering ist. Und wir meinen richtig leicht. 1040 kg nennt Citroen als Mindestgewicht für den 110-Pferder. Das ist: sensationell. Und das bemerkt man auf jedem Meter. Das Auto lässt sich spielerisch bewegen, man verfällt an Bord des Citroen nie in Hektik. Alles geht leicht, locker - eine richtige Entspannung. Nicht zuletzt auch wegen der - für heutige Designverhältnisse - grossen Fensterflächen. Man sieht, wohin man fährt, dazu kommt die nicht zu leichtgängige Lenkung, das prima Ansprechverhalten des Benziners - uff, ich schwärme von einem Citroën. Das ich das noch einmal erleben darf. Wer französische Autos nicht mag, der soll sich nun zu einem anderen Artikel klicken, denn ich schwärme weiter.


Vom Fahrwerk zum Beispiel. Komfortabel, aber nicht schludrig wie der Schritt von John Wayne, genügend lange Federwege, aber dennoch keinerlei Gefahr, dass man seekrank wird. Und auch die Traktion ist selbst bei feuchter Fahrbahn kein Problem. Klar, Stänkerer mögen entgehen, dass es bei 110 PS auch keine Traktionsprobleme geben sollte. Stimmt, und trotzdem gibt sich der Citroën auch in diesem Punkt keine Blösse, sogar wenn man beim Anfahren die Räder ziemlich stark eingeschlagen hat.

Aber, und jetzt kommt das grosse Aber: wir sind das Ding in und um Amsterdam gefahren. Kurvige Strassen sind dort etwa so selten wie Menschen, die sich nicht für Fussball interessieren. So ganz abschließend mögen wir das Fahrverhalten nicht beurteilen - das tun wir aber noch ausgiebig. Denn Citroen gibt uns schon bald einen Cactus für einen Dauertest. Also, there is more to come.





Natürlich gibts den Cactus auch noch mit anderen Motoren. Von 75 bis 110 PS liegt die Spanne bei den Benzinern, 90 oder 100 PS gibts als Diesel. Leider ist der von uns gefahrene Motor erst ab November 2014 lieferbar. Alle sollen supersparsam sein, was wir angesichts des Fahrzeuggewichts gerne glauben. Aber kontrollieren werden wir es dann trotzdem.

Der Citroën C4 Cactus ist ein richtig gutes Auto. Genügend Platz, sehr agil, leicht, leicht zu bedienen und trotzdem scheppert nix - wirklich gut. Aber, das nützt alles nix, wenn das Auto 30'000 Franken kostet. Denn eine Revolution ist nur eine Revolution, wenn sie sich das Volk auch leisten kann. Und hier sind wir, da sind wir wie immer ehrlich, etwas enttäuscht. So ein Cactus kostet mit 75 PS ohne jegliches Zugemüse 18'150 Franken. Nicht viel, schon klar, aber wenn man es etwas kräftiger mag sind mindestens 22'700 Franken fällig, so viel kostet der e-THP 100 genannte Motor im Cactus mindestens. Zusammen mit ein paar netten Extras, und derer gibt es viele, sind dann schnell mal 25'000 Franken fällig.

Wir erachten das als eine verpasste Chance. Nein, der Cactus ist nicht teuer, auf keinen Fall. Ein Airbag, der sich vom Dach stürzt, damit man ein anständiges Handschuhfach montieren kann, die ingeniösen Air-Bumps gegen Parkrempler und so weiter, das kostet - auch in der Entwicklung - alles Geld. Aber eine Preisrevolution wie einst Dacia mit dem Logan gelingt den Mannen mit dem Doppelwinkel leider nicht. Dennoch wird der Franzose dem einen oder anderen Konkurrenten im Showroom den Stachel ziehen. Und das gönnen wir den zuweilen gebeutelten Erfindern so genialer Sachen wie dem Döschwo, der Déesse oder der Hydropneumatik.

Mehr Citroën gibts im Archiv.



Text: Cha, Fotos: Werk.

Original: radical

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