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French Connection, Fahrbericht DS5-1706

Published in radical-mag.com

Fahrbericht DS5

Noch nicht erstellt
Es gibt: die DS. Also: die Göttin, sie feiert gerade ihren 60. Geburtstag. Und es gab auch noch die DS-Reihe, also: der DS3, der DS4, der DS5. Eigentlich, so sagte Citroën einst, 2010, als die DS-Reihe vorgestellt wurde, haben die DS, also das Göttliche, und die DS-Reihe, also das Moderne, nichts miteinander zu tun, reiner Zufall, guter Name halt. Doch seit kurzem bildet ein Konstrukt namens DS Automobiles eine eigene Marke, so wie das Lexus als Luxus-Schwesterchen von Toyota macht oder Infiniti (nicht gerade erfolgreich) bei Nissan. Und irgendwie verschwimmen da auch die Grenzen, DS Automobiles will sich befreien von Citroën, französisches Premium werden, zwar gleiche technische Basis, aber sonst halt ganz anders, hochwertigerer, teurer, mehr Design, mehr Lifestyle. Und nimmt aber trotzdem die DS, also die Göttin, mit als Ikone. Eine Emanzipation also ohne Emanzipation, so ein bisschen Geschichte kann man ja trotzdem brauchen (wie die Beispiele von Lexus und Infiniti zeigen, denen es ja an ebensolcher fehlt).

Es geht mal wieder um: China. Der europäische Markt braucht eine neue Marke so sehr wie die Menschheit ein SUV oder der BMW 3.0 CSL eine Hommage, also: gar nicht. Aber die Chinesen, so wollen die Franzosen, die diesen Markt ja schon lange und mit Erfolg bearbeiten, herausgefunden haben, brauchen keinen Heritage, keine Geschichte, keinen Hintergrund. Sie wollen: Lifestyle und Luxus und Premium und all dieses Zeugs. Und da passt natürlich so eine billige Dongfeng-Citroën-Büchse, die beim gleichen Händler steht, gar nicht ins Programm. Und deshalb die strikte Trennung. Zumindest in China. In Europa fehlt dem Mutterkonzern PSA vorerst noch das Geld, um Citroën und DS Automobiles auch räumlich auseinander zu halten, es wird zwar vereinzelte DS-Stores geben, aber bei den meisten Händlern stehen dann die Citroën links im Show-Room und die DS rechts, abgetrennt durch ein Billy-Regal von Ikea oder ein dünnes Gips-Wändchen.DS5
DS5
Als erstes Modell kommt der DS5 auf den Markt. Also: es gibt den DS3 und den DS4 weiterhin, sie tragen ab sofort auch keinerlei Citroën-Insignien mehr, doch der DS5, 2011 eingeführt und weltweit in 80'000 Exemplaren auf der Strasse, ist das erste DS-Fahrzeug, das als DS Automobiles eine komplette Überarbeitung erfahren durfte. Die ist jetzt bei weitem nicht so tiefgreifend, wie man das von einer komplett neuen Marke vielleicht erwarten möchte, ganz im Gegenteil, sogar für ein nach vier Jahren übliches Facelift sind die Veränderungen, abgesehen vom Wegfall des Citroën-Doppelwinkel-Emblems, eher dürftig.

Aussen wurde der DS5, der auf dem Citroën C4 basiert, sanft gepflegt, die üblichen neuen Lampen natürlich, ein Feinschliff hier, ein bisschen mehr Schmuck da.
DS5
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Mehr war auch gar nicht nötig, der DS5 war von Anfang an ein in Sachen Design aussergewöhnliches Fahrzeug - und darf das auch bleiben. Innen sind die Verbesserungen tiefschürfender, die Bedienung wurde deutlich vereinfacht, es gibt jetzt natürlich auch all das, was der moderne Mensch in Sachen Connectivity anscheinend braucht, es fielen insgesamt 12 Knöpfe und Schalter weg. Doch das hätte man sich auch noch grundlegender vorstellen können, Citroën zeigt ja mit dem C4 Cactus, dass ein Bediensystem, das parktisch ausschliesslich über einen grossen Touchscreen geschieht, durchaus funktionieren kann. Aber die (potenziellen) DS-Kunden sind da wohl etwas konservativer, auch wenn die Franzosen gern und viel von Avant-Garde sprechen. Grossartig: die Sitze. Und die gegen einen im Vergleich zur Premium-Konkurrenz zu einem fairen Preis erhältliche Leder-Innenausstattung.

Selbstverständlich erhält der DS5 auch neue Motoren. Am meisten überzeugt hat uns in einer ersten Begegnung der 180-PS-Diesel, der, gekoppelt an eine 6-Gang-Automatik, den 4,53 Meter langen und über 1,5 Tonnen schweren DS5 zu einem sehr souveränen Fahrzeug macht. Das, subjektiv empfunden, deutlich ruhiger ist als alle deutschen Premium-Fahrzeuge mit Diesel-Antrieb. 400 Nm maximales Drehmoment sorgen für einen hervorragenden Durchzug - und trotzdem soll der Selbstzünder nur gerade 4,3 Liter im Schnitt verbrauchen. Noch besser kann das die 120-PS-Diesel-Version, die auf 3,8 Liter kommt; mit einem Preis von ab 37050 Franken ist dies auch gleich das Einstiegsmodell. Weiterhin erhältlich ist auch der 200 PS starke Diesel-Hybrid, der trotz 4x4-Antrieb sogar mit 3,5 Litern auskommen will, aber mit einem Preis ab 51'000 Franken nicht gerade ein Schnäppchen ist.

Auch am Fahrwerk haben die Franzosen sanfte Anpassungen unternommen: nicht mehr ganz so bockig wie vorher ist der neue DS5.
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Aber das Schweben «wie Gott in Frankreich» kennt er auch nicht mehr, da orientiert man sich, unserer bescheidenen Meinung nach, weiterhin zu sehr an den deutschen Konkurrenten, die aber schon in ihren Grundzügen viel sportlicher sind. So ein wenig DS-Feeling wie einst, das wäre doch noch ein interessantes Alleinstellungsmerkmal, oder? Und würde doch sicher auch auf die als nicht gerade als gut bekannten chinesischen Strassen passen... Überhaupt: wir würden uns den DS5 schon noch etwas aussergewöhnlicher wünschen, avant-gardistischer, weniger wie einen französischen Audi. Und bemühen wieder den C4 Cactus, mit dem die Franzosen ja bewiesen haben (und das anscheinend ziemlich erfolgreich, wie man so hört), dass sie durchaus noch ums Eck denken können, bereit sind, andere Lösungen nicht nur zu suchen, sondern auch zu finden.

Selbstverständlich wissen die Franzosen, dass es nicht ausreicht, wenn die neue Marke nur drei Modelle im Programm hat; es heisst in Paris, sechs, vielleicht sogar sieben Modelle wird es schon geben. Sicher ein grösseres SUV, das ist klar. Aber ob es auch noch etwas geben wird oberhalb des DS5, das ist unklar. Was dann wohl bedeutet, dass es auch nie mehr etwas mit Hydropneumatik oder deren moderneren Ablegern geben wird. Was wir schade finden - und auch nicht so ganz verstehen. Auch nicht im Zusammenhang mit Premium, denn gerade dem chinesischen Markt würde doch ein C6-Nachfolger sicher bestens gefallen. Und uns auch.

Mehr Citroën (und DS Automobiles) gibt es in unserem Archiv.

Original: radical

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