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Born to be big, Fahrbericht Cadillac Escalade 2160

Published in radical-mag.com

Fahrbericht Cadillac Escalade

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Ja, es ist uns klar: mindestens 2,7 Tonnen Leergewicht, bis zu 570 cm lang, ein 6,2-Liter grosser V8-Benziner im Bug und einen Wendekreis eines Zürichsee-Kursschiffs - der Cadillac Escalade macht in der Schweiz in etwa so viel Sinn wie Manolo's beim Torf-Stechen. Klar, das Ding hat mächtig Durst, mächtig Platz, mächtig grosse Räder (22 Zoll) und vor allem: mächtig viel Blingbling. Einst standen die ganz bösen US-Rapper auf den Escalade. Zumindest in der Zeit, in der sie nicht im Knast waren. Und heute? Stehen dieselben Rapper wieder auf den Cadillac, aber als Nutzfahrzeug. Denn die meisten haben Familie und wollen die Kids in einem möglichst grosse Gefährt zur Schule bringen. Und, es gibt ganz schön viel Auto fürs Geld. Wir haben mal den Taschenrechner bemüht. Der grosse Escalade - ESV genannt - ist 570 cm lang und 206 cm breit. Das ergibt eine Grundfläche von 11,74 Quadratmetern. Somit kostet ein Quadratmeter Cadillac 10'178 Franken. Ein Mercedes GL 500 schlägt da schon mit 13'222 Franken zu Buche. Klar, dieses Rechenbeispiel ist nicht ganz ernst gemeint, aber beim Cadillac gehts halt einfach um die schiere Grösse. Denn auch der «kleine» Escalade ist mit einer Länge von 518 cm nicht gerade kleinwüchsig. Allen Modellen gemein ist der Antrieb. Ein wohlbekannter 6,2-Liter grosser V8, natürlich ohne Aufladung. Reiner Maschinenbau also, mit 426 PS und 610 Nm Maximalleistung sicher nicht ausgereizt und - davon kann man  ausgehen - nahezu unzerstörbar. Allein ein Kolben ist beim Cadillac so gross wie ein moderner Dreizylindermotor. Innen gibts Platz in Hülle und Fülle. Also zumindest in der Länge und der Breite. Die Kopffreiheit empfanden wir alles andere als riesig. Das ist dem Kastenrahmen-Chassis geschuldet, auf welches das «Häuschen» aufgesetzt wird. Das Auto steht ganz schön stämmig da. Und wer denkt, die elektrisch ausfahrenden Trittbretter dienten nur zur Zierde, der irrt. Der Escalade will bestiegen werden.


Und der Amerikaner ist nix für verliebte. Der Mitteltunnel zwischen den Vordersitzen ist so breit, dass man den Beifahrer der Einfachheit halber anruft. Immerhin verbirgt das Fach auf Wunsch einen Kühlschrank, in dem ein halbes Longhorn Platz hat. Und der Schalthebel wird seinem Namen auch gerecht. Das Teil ist so gross, dass manche osteuropäische Diebesbanden vor Neid wohl Augenwasser kriegen, wenn sie auf ihre mickrigen Brecheisen schauen. Eigentlich ist der Escalade ja ein Truck, also ein Nutzfahrzeug. Aber, innen merkt man davon nicht mehr viel. Für ein US-Auto ist das alles fein gemacht, passt gut und hat trotzdem noch etwas von diesem hemdsärmligen Truck-Charme. Und auch Trucker haben heute Smartphones und so gibts auch im Siebensitzer das «Cue» genannte Multimediasystem, dass wir schon öfters als sehr gut beschrieben haben. Dazu eine Anzeigeeinheit als Flachbildschirm, auf welchem die Instrumente nur noch virtuell dargestellt werden. Und dann so Eigenheiten, wie der Knopf aussen am Schalthebel.





Drückt man diesen, werden die Parameter für den Motor und das Getriebe auf Anhängerbetrieb gestellt. Der Escalade kann schliesslich bis zu 3100 kg an den Haken nehmen. Natürlich hat der Cadillac Allradantrieb sowie ein Sperre an der Hinterachse, die sich automatisch aktiviert.

Und wie fährt so ein Klotz? Sehr sittig und mit erstaunlich wenig Seitenneigung der Karosserie, wenn mal eine Kurve in die Quere kommt. Es ist schon erstaunlich, was mit dem Magna-Ride-Dämpfersystem so alles möglich ist. Allerdings fragen wir uns, wieso der Wagen überhaupt eine Federung hat. Schliesslich ist er so schwer, dass eher der Boden nachgibt... Darum ersparen wir uns hier die Erläuterungen zu Passfahrten oder anderen Dingen, die einen Escalade-Kunden eh nicht interessieren. Ja, man kommt um eine Kurve und ja, man kann mit dem Ding aus parkieren. Sofern ein Fussballfeld vorhanden ist. Aber, eines kann der grosse Amerikaner ganz vorzüglich: Cruisen. Viel mehr als Leerlaufdrehzahl ist nicht nötig, um mit dem Escalade im Verkehr mitzuschwimmen. Und wenn man das Fahrpedal mal richtig tritt, dann geht der 2,7-Tonner auch richtig forsch voran. In 6,7 Sekunden soll Tempo 100 erreicht werden können, Schluss ist allerdings  schon bei 180 km/h. Kein Wunder, schliesslich hat das Teil eine Stirnfläche wie die eines AKW-Kühlturms. Egal, so schnell soll man ja eh nicht unterwegs sein. Allerdings dürfte die Rache für zu forsche Fahrweise an der Tankstelle kommen. Cadillac nennt 13,1 Liter als Normverbrauch - man kann sich vorstellen was mit der Tankanzeige passiert, wenn man es richtig eilig hat. Und trotz all unserer Kritik müssen wir gestehen. Es hat schon was, den Amerikaner zu fahren. Einfach, weil er gigantisch ist, weil er komfortabel ist und weil er den Passagieren alle nur erdenklichen Annehmlichkeiten bietet. Wir finden, wenn man schon ein Trumm in dieser Grösse sein muss, darf es durchaus ein Escalade sein.

Mehr Cadillac gibts im Archiv.


Text: Cha, Fotos: Werk.

Original: radical

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