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In die Wüste, Ferrari Sergio

Published in radical-mag.com

Ferrari Sergio

Uns hat der Sergio von Pininfarina schon nicht gefallen, als er im vergangenen Jahr auf dem Genfer Salon erstmals gezeigt worden war. Als Serien-Produkt geht er in Richtung: peinlich.

Seit Sergio Pininfarina von zwei Jahren verstarb, ging es mit seinem Unternehmen sicher nicht mehr bergauf. Man liest noch von Elektro-Fahrrädern und Facelifts für Züge, aber sonst ist es ruhig geworden um die einst so edle Adresse in Turin - Automobile werden wohl so bald auch keine mehr kommen. Zuletzt war noch etwas mit BMW, doch auch das soll versandet sein.

Was irgendwie verständlich ist. 2013 stellte Pininfarina eine Studie namens Sergio auf den Genfer Salon, die Technik des Ferrari 458 Italia war unter der übertriebenen Keilform mit der viel zu langen Schnauze und einer Art Bumerang als Überrollbügel. Im gleichen Jahr, nur wenige Meter weiter stellte Ferrari damals auch LaFerrari vor, der ohne die Hilfe von Pininfarina entstanden war - ein deutlicheres Zeichen hätte Maranello nicht nach Cambiano senden können.

Dieser Sergio wird nun tatsächlich gebaut. Aber ganz anders als die Studie. Und ganz sicher nicht besser. Oder schöner. Allerorten wird das Fahrzeug, von dem nur sechs Stück entstehen werden, als Hommage von Ferrari an die 1955 begonnene Zusammenarbeit mit Pininfarina beschrieben.
Und obwohl Ferrari tatsächlich sechs 458 Spyder als Basisfahrzeuge hergegeben hat - es ist davon auszugehen, dass Pininfarina die treibende Kraft hinter diesem Projekt sein muss. Denn rein optisch passt der Sergio ganz und gar nicht ins aktuelle Programm der Marke, er sieht mehr aus wie ein adipöser Lotus. Oder ein nicht besonders gelungener Mazda.

Vom einst so berühmten und geschätzten Pininfarina-Stil ist auf jeden Fall nicht viel zu sehen. Schlichte Eleganz, ganz einfache, sehr saubere Linien zeichnete das Design der Turiner einst aus. Das kann der Sergio alles nicht. Sogar eine fiese Spoilerlippe hinten wurde dem 605 PS starken Fahrzeug verpasst - das hätte der grosse Meister niemals zugelassen, das sieht man auch bei keinem Ferrari.

Über einen Preis spricht Pininfarina nicht. Ist auch schwierig, jedes der sechs Fahrzeuge wird ganz nach den individuellen Wünschen des Käufer gefertigt. Dass das erste Exemplar nach Abu Dhabi geht und deshalb auch dort vorgestellt wurde, passt irgendwie ins Bild. Gut ist, dass die sechs Sergio mit Garantie in irgendwelche Sammlungen verschwinden werden, dann brauchen wir uns auf der Strasse nicht über diesen traurigsten Ferrari seit dem Mondial zu ärgern.

Und vielleicht ist der Sergio ja auch gar Hommage an Sergio Pininfarina, sondern ein Tribut an den neuen Ferrari-Boss Sergio Marchionne...

Mehr (schöne) Ferrari gibt es in unserem Archiv.


Pininfarina Sergio

Die Studie von 2013.

Ferrari Sergio

Text: pru, Fotos: Werk

Original: radical

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