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Magnus, der Grosse, Ein Besuch bei Magnus Walker (1)-1775

Published in radical-classics.com

Ein Besuch bei Magnus Walker (1)

Es ist die grimmigste Seite von Los Angeles, irgendwo auf dem Weg von Downtown zum Arts District. Zahllose Zelte auf dem Gehsteig, dazwischen Einkaufswagen, Müll und Strassenhunde. Und eben jene Menschen, deren Alltag im krassen Gegensatz zur Glitzerwelt der Hollywood Hills steht. Unser Ziel ist die Willow Street 1317. Ein altes Fabrikgebäude aus Backstein, gebaut vor über hundert Jahren und von aussen mit fein erhaltener Patina. Dort treffen wir Magnus Walker, die wohl schillerndste Figur im Zirkus rund um alte Porsche. Walker, der Mann mit den beinahe meterlangen Dreads und bunten Tattoos bis zum Hals. Auf Unbedarfte wirkt der Brite gerne wie ein abgerissener Rock’n’Roller, der seine ausgebeulten Jeans schon ein paar Tage zu lange getragen hat.



In Wirklichkeit ist er aber der Inhaber eines Multi-Millionen-Dollar-Business rund um Immobilien, Klamotten – und eben: Porsche. Er ist einer, der den «american dream» lebt. Einer, der alles richtig gemacht hat.



Angefangen hatte alles Mitte der Achtziger, als Walker seiner Heimat Sheffield den Rücken kehrte. Er jobbte in Detroiter Jugendcamps, bevor er irgendwann in den Greyhound stieg, um nach Kalifornien zu fahren. Dort stand die Rockszene in voller Blüte, Bands wie Guns’n’Roses beherrschten nicht nur die lokalen Radiostationen, sondern waren auch stilbildend für die Modeszene.



Um seine 200 $ Startkapital aufzubessern begann Walker damit, gebrauchte 501er Levi’s in «second hand»-Läden zu kaufen und nach seinen Vorstellungen aufzuarbeiten. Ein paar Patches hier, auffällige Nieten dort – fertig waren die Jeans für ihren zweiten Lebensabschnitt. An der Promenade von Venice Beach verkaufte Walker seine ersten Stücke und wurde schnell zu einem Geheimtipp.  Mit seiner Frau Karen fand er die perfekte Partnerin, und schnell sprach sich der Strandverkauf rum.
Magnus Walker
Als die ersten Stars bei MTV mit den Walker-Jeans auftraten, gab es dann kein Halten mehr. Von Alice Cooper bis Madonna trugen sie alle seine Kreationen, die längst nicht mehr auf alte Jeans beschränkt waren. Holzfällerhemden, Lederjacken – die beiden modifizierten alles, was zu einem ordentlichen Outfit gehörte. Es war die Geburtsstunde von Serious Clothing.



Schnell musste expandiert werden, die Nachfrage war einfach zu gross. Und Willow Street 1317 war das ideale Umfeld für die junge Marke. Das Arts District war damals ein Schatten seiner selbst. Ruinen und verkommene Fabriken aus vergangenen Tagen. Eine eher unfreundliche Umgebung mit entsprechend niedrigen Immobilienpreisen. Auf 2500 Quadratmetern fand sich genug Platz für Stoffe, Nähmaschinen, Mitarbeiter - und seinen Porsche.Magnus Walker
Magnus Walker
Magnus Walker
Magnus Walker
Magnus Walker
Sein grösster Traum sei ein 930 gewesen. Lange hätte er ihn daheim in Sheffield an der Wand hängen gehabt, bis die Sonne das Poster völlig ausgeblichen hatte. Doch ein turbo sei unerreichbar gewesen für einen wie ihn. Sechs Jahre, nachdem er in Los Angeles angekommen war, stand er dann trotzdem in seiner Garage. Kein 930 zwar, dennoch war mit dem ersten Luftgekühlten der Schritt getan: der erste eigene Porsche. Man merkt ihm an, wie bewegend dieser Moment für ihn gewesen sein muss, bekommt er doch heute noch Gänsehaut, wenn er von ihm spricht.



Doch die Idee, mit der Klamottenmarke den Unterhalt für seinen Porsche zu finanzieren, geriet alsbald aus den Fugen. Im positiven Sinne. Die LA Times klingelte an der Tür und wollte eine Story über das von Walker und seiner Frau in Eigenregie liebevoll restaurierte Loft schreiben. Der Artikel zog weite Kreise, und es dauerte nicht lang, bis das erste Produktionsteam anklopfte, um ein Musikvideo für Missy Elliot bei ihnen zu drehen. Es folgten Vermietungen an Fernsehserien wie CSI und NYPD. Die bezahlten Tagesgagen, die Walker noch heute als «unfassbar» bezeichnet; die Kohle nutzte er, um einerseits eine neue Wohnung für sich und seine Frau zu kaufen, andererseits für den Erwerb weitere Immobilien im Arts District - und die Gründung der Firma Downtown LA Film Locations. Er war zur richtigen Zeit mit der richtigen Idee am richtigen Ort, sagt Walker heute. Dort, wo früher niemand freiwillig hingezogen wäre, reihen sich heute millionenteure Lofts aneinander, entstehen Strassencafés und Hipsterkneipen. Es spielen Kinder auf der Strasse und fahren junge Mütter in fetten Cadillac-SUVs um die Blocks.



Dieser Wandel bescherte dem langhaarigen Briten die komfortable Situation, dass er nicht mehr auf das Tagesgeschäft mit den Klamotten angewiesen war, die Vermietung seiner Immobilien war von nun an ein mehr als einträgliches Geschäft. Und so wurde ein Teil des Lagers der Willow Street 1317 zu seiner Garage.

Selbstverständlich geht es weiter: Teil 2 dieser Story...


Magnus Walker

 

Original: radical

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