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Mehr Sechs, BMW 6er-Reihe-1591

Published in radical-mag.com

BMW 6er-Reihe

Noch nicht erstellt
An der Spitze von BMW kommt es zu einem Wechsel: Reithofer geht, Krüger übernimmt. Mit Krüger kommt jener Mann an die Spitze, der als Produktionsvorstand  in den vergangenen Monaten wohl einige Sonderschichten geschoben hat. Denn BMW hat quasi sein ganzes Programm erneuert, jede Menge neuer Modelle angeschoben (i3, i8, X4, 2er Active Tourer), jede Menge Mopf (branchenintern für: Modell-Pflege) durchgezogen (1er, 2er, 3er, 4er, X5, X6, jetzt auch noch den 6er). Ähnliches tat sich auch bei der kleinen Schwester Mini. Eine heroische Aufgabe für die Produktion, da wird Krüger der Job an der Spitze von BMW wohl wie Urlaub vorkommen.

Wobei, diese Modell-Pflegen. Sie sind bei BMW (wie bei Audi und Mercedes und Porsche) zu Lachnummern verkommen. Ein paar neue Lämpchen hier, grössere Bildschirme da, mehr Elektronik und verbesserte Konnektivität, dazu sehr sanfte Design-Kosmetik – und (stärkere) Motoren, die weniger verbrauchen. Es sieht bei allen gleich aus, man muss schon ein Auskenner sein, das Produkt intim kennen, um die Unterschiede zwischen vorher und nachher überhaupt erkennen zu können. Es ist ja auch ein Spagat: in Europa will man die bestehende Kundschaft nicht verärgern, die zu offensichtliche „Verbesserungen“ nicht schätzen würde – in den USA und auch in China, für die deutschen Premium-Marken die wahren Milchkühe, muss aber immer alles neu, neu, neu sein, sonst stehen die Fahrzeuge bald schon wie Blei bei den Händlern. Ob die Strategie, etwa den facegelifteten 6er als „neu“ zu bezeichnen, obwohl er gar nicht „neu“ ist, auch wirklich funktioniert, das muss sich noch weisen. Die Amerikaner und Chinesen sind nicht so gut informiert wie die Europäer, sie kriechen entsprechender Werbung noch auf den Leim, zumindest: jetzt noch.
BMW 6er-Reihe
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Wenn man dann im Gegensatz dazu den neuen Chef von Volkswagen in den USA, Michael Horn, hört, der den Modellzyklus auf fünf Jahre herunterfahren, nach zwei Jahren schon ein deutlich erkennbares Facelift nachschieben will, dann fragt man sich schon, welche Rechnung denn aufgehen wird. Einst, als es der amerikanischen Auto-Industrie noch gut ging, als sie noch führend war, da wurde das Design Jahr für Jahr massiv verändert. Die Koreaner ziehen den 5-Jahres-Zyklus schon durch, sie wollen runter auf vier Jahre.BMW 6er-Reihe
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Und dann eben, so ein „neuer“ 6er von BMW. Was da an Neuerungen kommt: neue Gestaltung der BMW-Niere, vergrösserte Endrohrblenden, neu entwickelte sowie hochwertig gestaltete LED-Scheinwerfer, neue Lackierungen (5!), neue 20-Zöller, neue Oberflächen im Innenraum, das Navigationspaket „Connected Drive“ in Serie, ein persönlicher Concierge-Service über eine fest im Auto integrierte SIM-Karte. Und: ein um 0,2 Liter geringerer Verbrauch. Würde das BMW nicht alles vollmundig in einer 41 Seiten starken Presse-Mitteilung verkünden, es würde wohl gar niemand merken. Und abgesehen von den optischen Veränderungen könnte all dies problemlos in die sowieso beständig stattfindende Weiterentwicklung der Fahrzeuge einfliessen.

Was vielleicht auch besser wäre. Denn was sich die Bayern da aufgeladen haben im Jahr 2014, mehr als ein Dutzend neue oder ge-mopf-te Fahrzeuge, das ist massiv. Und dürfte die Fehlerquelle nicht verringern. Noch hat man zwar nichts gehört von vermehrten Rückrufen, doch die Probleme tauchen ja nicht nur bei den Herstellern selber auf, sondern verstärkt auch bei den Zulieferern, wie der jüngste Fall bei verschiedenen japanischen Marken gerade zeigt. Und je mehr Technologie in die Fahrzeuge eingebaut wird, desto höher wird auch deren Anfälligkeit – ganz besonders dann, wenn die Entwicklungszeiten immer kürzer werden müssen. Zwar scheint sich die Kundschaft immer mehr an Rückrufe zu gewöhnen, doch die Margen verbessern solche Nachbesserungen ja nicht. Es ist für Krüger zu hoffen, dass er seinen neuen Job nicht mit Altlasten antreten muss; nicht so wie die GM-Chefin Mary Barra, die einst ja auch für die Produktion zuständig gewesen war.

Mehr BMW gibt es im Archiv. Auf eine Bildergalerie verzichten wir, sieht ja eh alles so wie früher.


BMW 6er-Reihe

Original: radical

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