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Fashion-Cowboy, Fahrbericht Fiat 500X 2075

Published in radical-mag.com

Fahrbericht Fiat 500X

Noch nicht erstellt
Der Fiat 500 ist noch lange nicht tot. Die Italiener schieben eine Version nach der anderen des Kult-Flitzers an den Start. Mit dem ursprünglichen Modell haben die neuen 500er zwar in etwa so viel zu tun wie eine Miss-Wahl mit der Frauenrechtsbewegung, aber das interessiert den Denker und Lenker des Konzern Sergio M. überhaupt nicht. Das ist auch gut so, denn Innovation war ja in den letzten Jahrzehnten nicht gerade die grosse Stärke von Fiat. Mit den Modellen rund um den Cinquecento hat sich das geändert. Klar, der 500L ist zwar ein tolles Alltagsautomobil, aber schön - ja, schön ist definitiv anders. Und jetzt also der Fiat 500X, also ein Jeep Renegade im Fiat-Kleid. Also, so einfach ist es natürlich nicht. Denn eigentlich ist der Jeep Renegade ja ein Fiat mit Jeep-Trimm. Man merkt, der FCA-Konzern mischt ordentlich durch. Italienischer, Chic, robuste US-Technik, man verliert so langsam die Übersicht. Also der Reihe nach. Der Crossover oder Kompakt-SUV 500X ist definitiv kein kleines Auto. Mit einer Länge von 425 cm ist er so gross wie der  brandneue Mazda CX-3. Oder etwas grösser als ein Mini Countryman (411 cm). Damit ist klar, Fiat steigt mit dem 500X eine Klasse auf. Aber, das Aufblasen hat optisch deutlich besser geklappt als beim 500L. Gut, das war so schwer auch nicht. Trotzdem, der X wirkt stimmig, breitbeinig steht er auf dem Asphalt, der macht was her. Fünf Türen, das ist praktisch, Allrad im Winter auch. Und, man hat wirklich Platz im knapp 180 cm breiten Fiat. Vorne richtig üppig, hinten ordentlich viel Raum. Und vor allem, es gibt genügend Kopffreiheit. Was auch auffällt. Der Fiat ist innen ziemlich edel gemacht. Klar, in Turin hat man uns nur die edelsten Modelle für die ersten Testfahrten zur Verfügung gestellt. Aber trotzdem, das sieht alles ganz prima aus. Wobei Optik nicht immer dem Nutzwert zuträglich ist. das merkt man zum Beispiel beim analogen Tacho. Die kurzen Zeiger enden vor der Skala. Das heisst, man muss sich ganz schön konzentrieren wenn man das Tempo richtig ablesen will. Das ist in der heutigen Zeit der Radarfallen-Exzesse ganz schön - ermüdend.


Fahren tut der Fiat auf alle Fälle wunderbar. Mit einem Radstand von 257 cm kommt der Fahrkomfort auch deshalb nicht kurz, weil man auf eine sehr offroadtaugliche, aber auch brettharte Abstimmung des Fahrwerks verzichtet hat. Die Seitenneigung der Karosserie ist in schnell angegangenen Kurven zwar beachtlich, trotzdem fühlt man sich immer wohl. Auch, weil die Lenkung feinfühlig genug arbeitet und die Sitze genügend Seitenhalt bieten. Und, die Sitzflächen sind für einmal lang genug, das Melkschemel-Sitzgefühl gibt es im 500X nicht. Zum Glück. Die Ausstattung ist sehr komplett, Assistenzsysteme, Komfort-Features, alles ist da. Und sogar ziemlich logisch angeordnet. Das haben wir bei Autos aus Turin auch schon anders erlebt. Bei den Triebwerken gibt es keine Überraschungen. Zwei Benziner (1,4 Liter Turbo mit 140 PS und 1,6 Sauger mit 110 PS), und zwei Diesel mit bis zu 140 PS sorgen für den Vortrieb. Und da ziemlich gut, denn Fiat ist nicht wirklich leicht. 1425 kg (DIN) sind es mindestens, der grosse Diesel mit Allrad wiegt gar 1600 kg. Das ist eine Menge Holz.




Eine Spezialität hat man in Turin dann doch noch auf Lager. Es gibt den 500X auch mit einer Neunstufen-Automatik und Allrad. Entweder in Kombination mit dem stärkeren Benziner oder dem grossen Diesel. Wir wissen nicht genau, wieso man mittlerweile neun Gangstufen braucht. Wohl, weil mittlerweile jedes Milligramm an CO2-Einsparung wichtig ist. Nicht der Umwelt zuliebe, sondern weil es sonst an die Geldbörse der Hersteller geht. Wir empfanden die Automatik in Verbindung mit dem Diesel als durchaus angenehm. Trotzdem hätten wir uns gewünscht, dass die Kombination von Motor und Getriebe etwas spontaner ansprechen würden. Das Ganze wirkt etwas träge. Das kann  man zwar mit der Aktivierung der «Sport»-Funktion ändern, aber dann dreht der Motor einfach immer viel zu hoch, bis der nächste Gang eingelegt wird. Man könnte ja auch per Hand über die Schaltwippen am Lenkrad eingreifen. Und das erinnert uns dann schwer an unsere Jugend. Damals, im Spielsalon, als wir die Flipper-Könige waren. Denn wenn man die neuen Gänge von Hand sortieren will, muss man die Wippen in einer Kadenz bewegen...

Fiat nennt für den Diesel mit 140 PS, Allrad und Automatik einen Verbrauchswert von 5,5 Liter pro 100 Kilometer. Das kann sich sehen lassen. Der Spardiesel mit einem Hubraum von 1600 cm3 (110 PS) soll sogar nur 4,1 Liter verbrauchen, allerdings dann nur in Verbindung mit Vorderradantrieb und Handschaltung. Die Auswahl an Antriebsvarianten ist also riesig beim gar nicht mehr so kleinen Fiat. Und wir glauben, dass sich der Wagen auch in der Schweiz etablieren wird. Denn mit Preisen ab 19'990 Franken ist der 500X zwar kein Billigangebot (die Basisversion ist nur ein Kunden-in-den-Showroom-Locker), aber durchaus eine Alternative. Auch wenn der Top-Diesel mit allem drin schon mal 33'000 Franken kosten wird. Zum Vergleich: ein Mini Countryman SD All4 mit Automatik fängt bei 39'350 Franken erst an...

Mehr Fiat gibts im Archiv.



Text: Cha, Fotos: Werk.

Original: radical

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