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Die neue Freundlichkeit, Dauertest Citroën C4 Cactus (2)-1548

Published in radical-mag.com

Dauertest Citroën C4 Cactus (2)

Noch nicht erstellt
Und dann kriegst Du ein Lächeln geschenkt. Immer wieder. Die hübsche junge Dame im Mercedes-Roadster lächelt am Rotlicht, der Grossvater mit seinen zwei Enkeln am Fussgängerstreifen lächelt. Die Kinder wollen nicht in den Seat-Kombi, der auch vor der Tür steht, der Nachbar will alles wissen, der andere Nachbar noch mehr. Einzig der Gigu (berndeutsch für: A.) im Audi-Kombi, der es unglaublich eilig hat, der lächelt nicht, aber der lächelt wohl nie, der hat nur Stress und Krampf.

Wir begegnen nicht nur im, sondern auch mit dem Cactus einer neuen Frendlichkeit. Der Franzose hat weder den bösen Blick noch macht er mit beim unterdessen unerträglichen Gimmicks- und Assi-Wettrüsten. Dieses Auto will nicht protzen, sein Fahrer kann keine Omnipotenz-Gefühle draus ziehen, es ist nicht aggressiv, sondern schon im Styling zurückhaltend, lässt in seiner Art allen anderen den Vortritt, will (und kann) nicht mehr sein, als es ist: ein Auto nämlich. Man darf es zwar mit Stolz fahren (weil es clever ist, sparsam, günstig, etc.), aber zur Selbstdarstellung taugt es nicht, weder für sich selbst noch für seinen Besitzer. Einziger Nachteil dabei: die Handarbeitslehrerinnen werden diesen Wagen lieben, sie werden vor uns her schleichen und schon 25 Kilometer vor der Innenstadt langsam die Nerven verlieren, wenn sie an die Parkplatzsuche denken.

Etwas über 3000 Kilometer haben wir jetzt hinter uns im Cactus, und wir lächeln auch immer noch. Etwa an der Tankstelle: wir haben jetzt einen Schnitt von 4,2 Litern - und wir sind überzeugt, dass da bald mal eine 3 vorne steht. Das hatten wir noch nie bei einem Testwagen. Wir haben auch gelächelt da den Susten hoch kürzlich, vor uns ein zwar schon älterer, aber immerhin ein 911 der auf den Geraden immer wieder wegzog (weil wir uns ja auch an Tempolimits halten, immer), den Cactus aber nach 2, 3 Kurven schon wieder im Genick hatte.
Dauertest Citroën C4 Cactus (2)
Dauertest Citroën C4 Cactus (2)
Den Rest der Geschichte erzählen wir hier besser nicht, und nein, wir wollen auch nicht erzählen, dass der Citroën zum Sportwagen taugen würde, dafür sind Seitenneigung und Wankbewegungen zu gross. Doch man ganz schön flott, das Fahrwerk ist überraschend neutral ausgelegt, sprich: die Kiste schiebt nicht schon beim Anblick einer sanften Biegung vorne über die Räder weg. Andererseits sorgt jetzt so ein 110-PS-Diesel jetzt auch nicht nur für überschäumenden Fahrspass. Und unsere Begeisterung über das manuelle 5-Gang-Getriebe hält sich in Grenzen, die Wege sind lang, der Karftaufwand etwas hoch; knackig ist anders.

Häufigste Frage, wenn wir das Konzept des Cactus ein bisschen erklären: ist der denn nicht laut, innen? Nein, ist er gar nicht, und das ist wirklich ein wenig überraschend.
Citroën C4 Cactus
Citroën C4 Cactus.
Citroën C4 Cactus.
Citroën C4 Cactus.
Citroën C4 Cactus.
Gut, der 1,6-Liter-PSA-Selbstzünder war nie solch ein Brummbär wie das Diesel-Aggregat von Volkswagen (zum Beispiel), aber wir staunen wirklich selber, wie schön ruhig und entspannt es im Innenraum bleibt. Wir staunen auch (oder lächeln?) über das Bedienkonzept, das komplett über den grossen Touchscreen läuft: ja, natürlich gibt es keinen Drehschalter mehr für das Einstellen der Temperatur, man muss zweimal aufs Knöpfchen drücken, aber in ein paar Jahren werden wir uns wundern, wie man so ältertümliche Dinger wie Drehschalter noch so lange im Auto haben wollte. Die Wählscheibe beim Telefon ist ja auch so gut wie ausgestorben...

Aber das Navi ist bestens. Es rechnet sogar aus, ob man wirklich Kraftstoff sparen würde, wenn man die kürzere Strecke der schnelleren bevorzugt. Reine Spielerei, schon klar, aber irgendwie noch spannend. Aber was wir wirklich schätzen: es ist schnell konfiguriert, die Ziele sind schnell aufgeschaltet. Es gibt schon noch ein paar Dinge, die sind im Infotainment-System etwa im VW Golf noch intuitiver bedienbar, aber Citroën ist da ganz sicher auf dem richtigen Weg. Und wir lieben halt die Grösse, das ist wunderbar.

Auch über 3000 Kilometern haben wir noch nicht herausgefunden, was an den weichen Sitzen nicht gut sein könnte; sie sind bisher auch in Form geblieben. Hinten ist die Sitzfläche allerdings etwas kurz - und die Lehne etwas steil. Das findet gerade der Nachwuchs in Kindersitzen nicht so begeisternd. Meinen Kids passen auch die Ausstellfenster nicht, was aber daran liegen dürfte, dass sie dieses System bisher nicht kannten. Und wenn wir schon ein bisschen am jammern sind: die Ladekante zum Kofferraum ist zu hoch, der Zugang zu schmal. Andererseits: zwar ist der C4 Cactus ja 4,16 Meter lang, 1,73 Meter breit, 1,48 Meter hoch und damit dem Kleinwagen-Segment eindeutig entwachsen, aber er ist halt auch nicht bei Golf, 308 und so, da darf man bei den Platzverältnissen schon ein paar Abstrichlein machen.
Citroën C4 Cactus.

Und irgendwann schaffen wir dann auch noch bessere Bilder...

Man vermisst aber gar nichts. Und nein, wir messen solche Sachen nicht, wir schauen, vergleichen, setzen uns selbst rein, packen für ein langes Wochenende und reden mit den Kindern; das bringt mehr als ein Zollstock. Und wir lieben die vielen Ablagemöglichkeiten im Cactus.

Und um ehrlich zu bleiben: wir wissen gar nicht, ob das neue Scheibenwischer-System, das die Flüssigkeit von seiner Spitze aus feinst verteilen soll, auch wirklich funktioniert. Der Sommer war bisher so nass, dass wir das Ding noch nie brauchten. Ganz vieles, was der Cactus nicht hat an Assi-Systemen, haben wir bisher nicht eine Sekunde vermisst. Und in Sachen Verarbeitungsqualität können wir auch nur vermelden, dass es bisher keinerlei Mägel zu vermelden gibt.

Dann noch kurz etwas zum Preis: den C4 Cactus gibt es ab 15'600 Franken. Aber das ist dann das 75-PS-Motörchen, das dürfte ein bisschen knapp werden. Der 110-PS-Diesel, den wir zur Verfügung haben, steht mit mindestens 21'050 Franken in den Büchern, das ist immer noch sehr fair (auch wenn wir den Aufpreis schon etwas gar happig finden). Man kann den Franzosen aber schon noch gut aufrüsten, dann kommt man auf etwa 25'000 Franken, dann ist er kein Schnäppchen mehr - und vergleichen lässt er sich auch nicht, denn was gibt es schon an Konkurrenten? Kia Soul, Nissan Joke? Nein, danke. Am ehesten sehen wir noch den Renault Captur, auch ein Franzose...

Den ersten Teil unseres Dauertests lesen Sie: hier. Mehr Citroën gibt es in unserem Archiv. Und ein paar schöne alte Citroën finden Sie bei www.radical-classics.com.


Original: radical

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