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Inventar, Wie weiter mit Lotus? 2059

Published in radical-mag.com

Was wird aus Lotus?

Nachdem Dani Bahar die britische Traditionsmarke fast an die Wand gefahren hat, hat sich die Situation in Hethel etwas beruhigt. Offenbar will man sich auf alte Werte besinnen. Aber...

Doch fangen wir vorne an. Dani Bahar hatte hochtrabende Pläne mit Lotus. Der «Schweizer» wollte aus der britischen Marke einen Ferrari-Konkurrenten machen, zahllose neue Modelle lancieren und und und... Leider hatte er wohl vergessen, dass es dafür Geld braucht. Und wer Kohle ausgibt, die er nicht hat der - wird in die Wüste geschickt. In der Wüste ist er nicht gelandet, er schiebt irgendwo auf der Welt eine ruhige Kugel. Denn er hat sich aussergerichtlich mit dem damaligen Lotus-Besitzern geeignet, dass sein Gehalt noch bis 2015 bezahlt wird. Fast 10 Millionen Franken bekommt der in Istanbul geborene Bahar nun auf sein Konto. Nett, erst eine Marke ruinieren und dann 10 Milliönchen bekommen. Aber das ist Schnee von gestern. Mittlerweile hat Jean-Marc Gales die Leistung bei Lotus übernommen. Und gleich mal die Keule ausgepackt. Im September hat er angekündigt, 325 Jobs bei Lotus zu streichen - nicht weniger als einen Viertel aller Beschäftigten auf die Strasse zu stellen. Diese Leute werden besonders erfreut sein, dass Bahar in der gleichen Zeit 10 Millionen fürs Nichtstun bekommt... Immerhin, Gales scheint im Gegensatz zu Bahar etwas von Autos zu verstehen. Er war unter anderem Verkaufsverantwortlicher für Mercedes-Benz und war ab 2009 oberster Boss bei Citroën. Der Luxemburger proklamierte bei seiner Amtseinführung, dass man sich bei Lotus auf die alten Werte besinnen müsse. Alle von Bahr angedachten neuen Modelle wurden in den Rundordner entsorgt.

Eigentlich eine gute Idee, denn Lotus musste erst einmal ein paar Rechnungen bezahlen. Die Zulieferer versorgten den Autobauer nur noch gegen Cash mit Bauteilen, die Liefersituation war deswegen zeitweise prekär. Aber, Gales hat Wort gehalten, die bestehenden drei Modell verbessert und die Garantie für Evora, Exige und Elise auf drei Jahre erweitert.

Jean-Marc Gales

Alles im Lot also bei Lotus? Naja, nicht ganz. Erstens ist es um einen Nachfolger für das eigentliche Volumenmodell Elise schlecht bestellt. Die Elise der dritten Generation wird seit dem Jahr 2000 gebaut, seit 2010 gibt es ein Facelift. Ein 14 Jahre altes Auto, dass muss ersetzt werden. Aber, da ist nichts in Sicht, und es kommt noch schlimmer. Während Gales von der Stärkung des Markenkerns redete, nimmt er auf einmal das Wort Crossover in den Mund. Auf Basis des Evora soll ein solches Modell innerhalb von 24 Monaten lanciert werden. Nur zur Erinnerung, auch ein Nissan Juke ist ein Crossover-Modell - wir ahnen Böses. Wieso zum Henker man jetzt von Crossovern statt von einer neuen Elise redet, wir können nur den Kopf schütteln. Wenn etwas den Kern der Marke nicht trifft, dann so ein Auto dass weder Fisch noch Vogel ist. Ach, was kümmert mich das Geschwätz von gestern...

Immerhin ist mittlerweile klar, dass Toyota weiterhin die Antriebe liefern wird. Und zumindest diese Kontinuität wird der Marke gut tun. Da muss sich der neue Technikchef, der Spanier Miguel Fragoso, immerhin nicht gross umgewöhnen. Bevor er ein Entwicklungszentrum in England leitete war er bei General Motors unter der japanischen Marke Isuzu unter Vertrag. Wir sind skeptisch, ob ein Crossover-Modell die Marke zu altem Glanz führen wird. Aber immerhin scheint bei den neuen Leuten an der Spitze einiges an Know-how vorhanden zu sein. Und das ist doch immerhin etwas.

Mehr Lotus gibts im Archiv.



Jean-Marc Gales


Cup-Modell der Elise. Text: Cha, Fotos: Werk.

Original: radical

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