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15 Jahre S-Klasse Baureihe W220 – Bruno Saccos Abschiedsgeschenk

Published in fünfkommasechs.de

Im September 1998 hatte die S-Klasse der Baureihe 220 ihre Weltpremiere und im darauf folgenden Monat begann der Verkauf bzw. die europaweite Markteinführung, wie Mercedes so etwas nennt.

15 Jahre ist das schon her, einfach unglaublich!

Wer jetzt an dieser Stelle aufschreien möchte um zu sagen, dass das doch kein Alter ist, dem sei hier eine kleine Geschichte erzählt. Der Verfasser dieser Zeilen erwarb im November 1999 eine gerade einmal gut 11 Jahre alte S-Klasse und war fortan Eigner einer eben solchen S-Klasse, seiner eigenen!
Mit anderen Worten, mein 300SE war zu der Zeit neuer als heute die ersten Modelle der BR 220 – demnach ist 15 Jahre durchaus ein respektables Alter für ein Automobil.
Außerdem spricht man im Volksmund doch gerne auch mal von so genannten “Youngtimern” und die beginnen bereits bei ca. 20 Jahre Fahrzeugalter – nicht mehr allzu weit entfernt für die ersten W220, wenn die Besitzer sie nicht durch Billig-Tuning vernichtet oder an den Rost verloren haben.

Mit der BR 220 demonstrierte Mercedes nach dem hierzulande (leider) doch sehr umstrittenen Vorgänger-Modell W140 wieder eine neue Größe. Nämlich einer die mit spürbar geschrumpften Abmessungen daherkam, dafür aber mit deutlich mehr technischen Gimmicks auftrumpfte. Mehr  als es je zuvor der Fall gewesen ist. Mit dem W220 begann letztendlich wirklich die Neuzeit und das Zeitalter der Vernetzung der verschiedenen Fahrzeugsysteme. Viele bahnbrechende Neuerungen wurden (wieder) erstmals in einer S-Klasse realisiert und sind heute Standard in der Automobilwelt.

Erstmals überhaupt im Serienbau realisiert:

  • LED Bremsleuchten
  • Blinker im Außenspiegelgehäuse
  • Luftfederung mit elektronischer Steuerung und Adaptivem Dämpfungssystem ADS
  • Keyless-Go mittels Schlüsselkarte (SA)
  • Sitzbelüftung (SA)
  • Verbundssicherheitsglas Seitenscheiben
  • Sonnenstandsabhängige Regelung der Klimaautomatik (SA)
  • Distronic Abstandsregeltempomat (SA)
  • Lichtsensor Lichtautomatik
  • COMAND Informations- und Unterhaltungssystem mit Navigationssystem (SA)
  • Linguatronic Sprachsteuerung (SA)
  • zweistufiger Beifahrerairbag (dual-stage)
  • Windowsbag
Erstmals im Großserienfahrzeugbau wurde ein bunter Materialmix bei der Karosserie eingeführt – durch den gezielten Einsatz von Aluminium, Kunstoffen und hochfestem Stahl wurde ein Gewichtsvorteil von bis zu 300 KG (je nach Modell) im Vergleich zur BR 140 realisiert. Insgesamt wurden 14% aller Blechteile aus Aluminium hergestellt und der Anteil an hochfesten Stahlsorten hatte sich mit einem Anteil von 38% gegenüber dem Vorgängermodell mehr als verdoppelt!
Das Styling des Fahrzeugs stellte im Grunde das völlige Gegenteil der Baureihe W140 dar, sozialverträglicher und weniger erfurchteinflössend als “der Dicke”. Aus diesem Grunde aber auch mit weniger Überholprestige gesegnet – der Kühlergrill z.B. zeigte einen neuen Tiefstand, kleiner war er nie zuvor und nie wieder danach. Hierzu muss man sicherlich nicht extra darauf eingehen, dass gerade der Kühlergrill das stilprägende Merkmal schlechthin ist, nicht nur für die S-Klasse, sondern für Mercedes-Limousinen schlechthin.
Einzig in der Seitenansicht erkennt man starke Anklänge an die seinerzeit noch erfolgreichste S-Klasse aller Zeiten, den W126, ebenfalls aus der gekonnten Gestalter-Hand Bruno Saccos. Alleine der Tatbestand des Abschiedswerks macht die BR 220 wirklich wertvoll. Wenn es sich dann noch um einen MOPF mit designo-Ausstattungsumfang handelt, denn sollte man den Kilometerzähler niedrig halten und hat definitiv einen kommenden Klassiker in seiner Garage stehen.

Herbst 2002 markiert die große Wende dieser S-Klasse Baureihe, denn zu diesem Zeitpunkt erschien die MOPF mit einer deutlich sicht- und spürbaren Aufwertung der Ausstattung, Verarbeitung und Erscheinung. Besonders der Kühlergrill wurde endlich wieder erkennbar, auch die Scheinwerfer mit moderner Projektor-Ausführung verjüngte das Erscheinungsbild.
Für meine subjektive Einschätzung ist die BR 220 nur trag- bzw. fahrbar als eben jene MOPF-Version und das liegt nicht nur an der optischen Rundumerneuerung und auch nicht am neuen (alten) automatisch ausfahrbaren Kofferraumdeckelgriff wie beim Vorgänger W140. Es war endlich ein rundum schönes Auto geworden – wenn es auch insgesamt in der Ahnengalerie die meiner Ansicht nach schlechteste S-Klasse überhaupt darstellt. Aber dafür ist der Wagen auch einfach noch zu jung – warten wir einfach einmal ab.

Im Spätsommer 2005 wurde die BR 220 von der BR 221 abgelöst, mit  484.683 produzierten Einheiten in nur knapp 7 Jahren durchaus ein erfolgreiches Modell in der S-Klasse Ahnenreihe. der Typ S500 wurde mit 108.823 gebauten Exemplaren das erfolgreichste Modell.

In wiederum gut 7 Jahren mit Einführung der nächsten S-Klasse Baureihe W223, dürfte die BR 220 dann offiziell zum “Oldtimer” deklariert werden, per bisheriger Definition eines solchen Zyklus von Mercedes-Benz Classic.
Wir sind gespannt und werden dieser Baureihe ab sofort etwas mehr Beachtung schenken!

Original: 5komma6

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