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Der neue S63 AMG – James Bond auf Rädern… oder die Yacht aus Affalterbach

Published in fünfkommasechs.de

In der vergangenen Woche haben wir noch aktiv Rätselraten betrieben, als wir euch die schönen und effektvollen Nachtaufnahmen eines Erprobungsfahrzeugs des neuen S63 AMG präsentiert haben.
Da war alles reine Spekulation und nun, heute, haben wir schon die sichere Gewissheit, das in weniger als drei Wochen der neue Dampfhammer, Bolide oder “how-you-wanna-name-this-beast” aus Affalterbach seine Weltpremiere auf der IAA in Frankfurt feiern wird.

Der neue Sportler unter den S-Klasse Modellen hört zwar auf die identische Bezeichnung wie schon sein Vorgänger, aber das muss einen an dieser Stelle nicht weiter stören.
Die Ziffer “63” ist seit jeher magisch bei AMG. Nicht weil das erste AMG-Modell so hieß, nein weil es auf diesem Wagentyp aufbaute, dem legendären 300SEL 6.3 der Baureihe 109, dem Porsche-Jäger jener Jahre und Basis für das AMG-Modell schlechthin: die Rote Sau mit auf 6,8-Liter aufgebohrtem V8-Motor. Doch heute geht es um die Gegenwart bzw. Zukunft der S-Klasse und nicht um ein seit mehr als 40 nicht mehr geliefertes Modell.

Man muss schon zweimal hinschauen um den S63 unter den S-Klasse Varianten der neuen BR222 ausmachen zu können, so zivil ist der neue Sport-Trimm geworden.
Sicherlich, auch vorne prägen recht große Kühlluftöffnungen die Erscheinung, doch diese fallen eher durch ihre ruhige Linienführung denn ihre Größe auf. Die Flics genannten kleinen Bumerangartigen Sicheln um die äußeren Öffnungen haben bereits in den AMG-Modellen der E- und A-Klasse ihre technische Bewandtnis, als so genannte Windleitbleche die gezielt mehr Kühlluft zu den dahinter positionieren Zusatz-Motorölkühlern befördern.
Quasi: Form follows Function – ein altes Leitbild bei Daimler.

Das in Handarbeit gefertigte Herz dieses “Super-Sportwagens” mit vier Türen hört auf die typisch-schlichte Bezeichnung M157. Um es kurz zu machen: es handelt sich einen 5,5 Liter V8-Biturbomotor mit unglaublichen 585 PS (430 KW), sowie 900 Newtonmetern.
Doch so etwas kann man sich ohnehin nicht vorstellen, man muss es erleben, erfahren.
Angeblich in nur 4,4 Sekunden peitscht einen dieser Wagen auf 100 Km/h, handelt es sich um die Version mit 4matic, reduziert sich diese Knallbeschleunigung sogar noch etwas auf 4 Sekunden. Dennoch ist bei 250 Km/h Höchstgeschwindigkeit Schluss – Dank Selbstverpflichtung. (kann jedoch auch mit dem AMG Drivers Package aufgehoben, bzw. erweitert werden)

Die Highlights lesen sich wie folgt:

  • 100 Kilogramm Gewichtsersparnis im Vergleich zum Vorgängermodell (Leergewicht nur 1.995 KG für das Spitzenmodell mit langem Radstand und 4matic)
  • AMG Leichtmetallfelgen-Angebot durchweg in Schmiedetechnologie
  • AMG Hochleistungs-Verbundbremsanlage oder optional AMG Keramik-Hochleistungs-Verbundbremsanlage (erstmals in einer S-Klasse)
  • Ersatzradmulde aus Carbon statt Verbundwerkstoff
  • AMG Sport-Abgasanlage mit Abgasklappen und Kennfeldsteuerung
  • Lithium-Ionen Batterie (78 Ah) statt herkömmlicher Energiespeicher, erstmals im Großserienfahrzeugbau, spart über 20 Kilogramm ein
  • Magic Body Control im S63 mit Heckantrieb und AMG RIDE CONTROL Fahrwerk auf Basis der neuen Airmatic mit ADS Plus im S63 4matic.
  • Leistungsgewicht von von nur 3,49 KG/PS

Im Innenraum haben die Ausstattungs-Experten von AMG ebenfalls ganze Arbeit geleistet und viele Merkmale der normalen S-Klasse für den S63 völlig geändert und überarbeitet.
So verfügen die Sitze über ein AMG “V8-Design” mit aufwendiger Perforation und bieten mehr Seitenhalt. Die Armauflage hat vorne wie hinten erstmals das typische AMG-Wappen als “Stempel-Optik” eingeprägt bekommen, sowie die hochwertige mechanische (!) Analog-Uhr im typischen IWC-Design mit dreidimensional, gefrästen Metall-Zeigern und Metall-Applikationen.

Mag etwas übertrieben klingen, aber meinen Geschmack trifft es, solange es in schwarz/anthrazit gehalten ist. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, deshalb bitte nicht gleich schlagen!

Im völlig umgestalteten Erscheinungsbild des neuen digitalen Kombiinstruments gibt es selbstverständlich auch ein AMG-Sondermenü mit der treffenden Bezeichnung “Warm up” und eingespielten Zusatz-Temperaturanzeigen für Motoröl- und Getriebetemperatur. Im oberen Bereich des Displays befindet sich eine permanente Ganganzeige, am unteren Rand das gewählte Getriebefahrprogramm, der ESP-Modus und die Fahrwerksabstimmung – genug Informationen also um den ambitionierten Fahrer zu erfreuen.

Was sich im Pressetext sehr schön liest, ist die Möglichkeit mittels “C” Schaltprogramm eine ziemlich zivilisierte Sport-S-Klasse zu erhalten. Denn so schön der Klappenauspuff auch am Wochenende sein mag, Werktags kann es doch auf die Dauer ziemlich nerven wenn bei jedem Gasstoß der Wagen wummert und bollert – so erging es mir jedenfalls bei der E63 AMG Testfahrt seinerzeit, da hätte ich mir durchaus eine Auspuff-Taste in der Mittelkonsole gewünscht.

Die Auslieferung und Markteinführung beginnt im September, nach der Weltpremiere auf der IAA. Die Fertigung des Boliden hingegen läuft bereits seit knapp einem Monat im Werk Sindelfingen – das nachfolgende Foto eines Vorserien-Fahrzeugs konnte ich beim Job #1 aufnehmen und leider jetzt erst präsentieren.

We’ll see!

Fotos: ©fünfkommasechs.de & Daimler AG

Original: 5komma6

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