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Ja, er ist nicht Everybody´s Darling

Published in fusselblog.de

Ich erwische mich gerade wieder dabei, dass ich in mich hineingrinse...

Gut, erst einmal fluche ich lauthals vor mir her. Die Scheiße mit dem gerissenen Zahnriemen am Titan kommt mir alles andere als recht. Und selbst, wenn der Motor den Zahnriemenriss überlebt hat, was sehr unwahrscheinlich ist, alleine der Zahnriemenwechsel nervt mich schon. Ist schließlich ein Quermotor, an dem man seitlich den Zahnriemen wechseln muss und ich mich wieder Frage, warum habe ich so große Hände?

Wenn es klappt, bekomme ich einen Fiesta Schlachter mit passendem Motor, der ist trotzdem nicht Plug & Play, denn der ist neuer, hat eine Wegfahrsperre und die sitzt in der Einspritzpumpe, wie ich inzwischen weiß. Ob ich nun den Kopf draufbaue (was wieder Kosten aufwirft, denn Dichtung und Kopfschrauben kosten ja auch Geld), den Motor komplett wechsle - das entscheide ich später.

Der neue Zahnriemen kommt ohne vorherige Untersuchung drauf, wenn er scheiße damit läuft, sehen wir weiter. Hauptsache er läuft, egal ob auf 2, 3 oder 4 Töpfen. Dann kann ich ihn aus der Vorhölle fahren, irgendwo abstellen (ist ja zugelassen) und meine Werkstatt nutzen, weil ich den EuroHotRod erst einmal in die Vorhölle schieben kann.

Weshalb ich aber in mich hineingrinse ist der Shitstorm, der dem Wagen entgegenschlägt. Irgendwie mag wirklich niemand den Ford Escort. Und das ist nicht nur unter Fusselbloglesern so. Der Wagen hat keinen Markt, kaum Lobby. Das mag sachliche Gründe haben, wie reißende Zahnriemen und bescheuerte Bremsrückstellermechanismen, die nerven. Einigen gefällt das Auto an sich einfach optisch nicht. Ist ein wenig wie bei Opel. Die früheren Versionen mit Hecktrieb waren cool, als die Baureihen mit Frontantrieb kamen, war alles plötzlich Scheiße.

Der Kadett heißt jetzt Astra, der Escort Focus während der Golf weiter Golf heißen darf und der eindeutige Marktführer in der nach ihm benannten Klasse ist.

Aber ist irgendwem die Idee gekommen, dass ich einen Escort genommen habe, WEIL ihn niemand mag?

Ich habe ein Herz für Underdogs. Meine Alltagsautos sind seit Jahren VW Passat 32B. Gut, die haben zu recht noch den Ruf technisch sehr ausgereift zu sein und selbst mit wenig Wartung schwer kaputt zu bekommen sein, was ich bestätigen kann aus Erfahrung. Aber sie standen und stehen teilweise immer noch im Ruf, dass die Fahrer Hosenträger an ihren Pyjamahosen tragen. Und wenn ich durch die Reihen der Passat 32B Fahrer sehe - und ich kenne viele - dann beschleicht mich ab und an der Verdacht, dass da sicherlich ein paar darunter sein könnten, auf den dieses fiese Klischee zutrifft.

Über das Image des Escort MK4 Fahrers bin ich mir noch nicht so einig. Immerhin, es gab Sportversionen davon, ein Cabrio etc. Und in Großbritannien war es einmal das meistverkaufte Auto. Lustig finde ich, dass er in Brasilien 2 Jahre lang als VW Apollo vom Band lief.

Fakt ist: Es mag ihn heute kaum noch einer in Deutschland. Und genau deshalb ist er eine gute Ausgangsbasis für mich. Sollte er sich im Alltag, wenn denn mal alles technisch auf der Reihe sein, als zuverlässig herausstellen, könnte es sein, dass ich ihn länger fahre und weiter dran verändere, als bisher geplant.

Ich hab eben ein Herz für Karren, die keiner mag - was aber nicht so weit geht, dass ich den Fiat Multipla mag. Ich setze mich über Klischees hinweg, sehe Potenzial wo andere es nicht sehen, aber blind bin ich nicht.

Original: Fusselblog - KLEs Schrauberblog

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